Priele sind die Tausendsassas der Tideelbe. Von der Elbe oder ihren Nebengewässern aus schlängeln sie sich durch die Landschaft und geben ihr ihren charakteristischen Reiz. Sie erinnern an das ursprüngliche Ästuar: Eine amphibische Landschaft, in der sich die Elbe und ihre Gezeitenströme ihre Wege durch die eigenen Ablagerungen bahnen mussten.
Als Reste des früheren natürlichen Gewässersystems der Elbmarschen sind Priele meist schmal und flach. Bei Niedrigwasser führen sie oft kein oder nur wenig Wasser. Im Unterschied zu steil eingetieften Gräben sind sie oft von Wattflächen umgeben.
Das Besondere: Sie verlängern die Kontaktfläche zwischen Land und Wasser, fördern die Selbstreinigungskraft der Elbe und sorgen für ein tidegeprägtes Bodenwasserregime. Sie sind auch die Lebensräume unterschiedlichster Arten. Priele in offenen Grünlandflächen sind eine Einladung an die Watvögel: Kleinstlebewesen, die in Hülle und Fülle in den Prielen oder ihren angrenzenden Wattflächen leben, sorgen für das tägliche Festmahl. Priele, die von Auwäldern oder Röhrichten gesäumt werden, sind dagegen ideale Rückzugsräume für Fische: Auch sie finden hier reichlich Nahrung, Jungfische können hier ungestört aufwachsen. An ihren strömungsberuhigten Ufern siedelt sich der Schierlings-Wasserfenchel gerne an.
Durch die Überprägungen des Elbeästuars, zuletzt noch durch die Eindeichungen der 1960er und 1970er Jahre, sind zahlreiche Prielsysteme nicht mehr an die Gezeiten angeschlossen. Viele wurden verfüllt, andere zu Gräben umgestaltet. Hierdurch ist großflächig entscheidender Lebensraum verloren gegangen.
Wir möchten diese wichtigen Lebensräume fördern. Zum Beispiel bauen wir neue Priele ins Deichvorland oder reaktivieren vorhandene verlandete oder verbaute Priele. Darüber hinaus schaffen wir durch Deckwerksabsenkungen oder Böschungsabflachungen die Voraussetzungen dafür, dass sich kleine Priele von selbst entwickeln können.
Priele in der Arbeit der Stiftung Lebensraum Elbe
- Hamburg / Flottbek: Anfang 2025 möchten wir einen etwa 25 Meter langen Priel an der tidebeeinflussten Fottbek bauen.
- Schleswig-Holstein / Wedel: Im Rahmen unserer Renaturierung der tidebeeinflussten Wedeler Au haben wir 5 neue Priele gebaut (2024).
- Hamburg / Overwerder: Aus dem Priel "Das Loch" haben wir 4 etwa 10 Meter lange Betonrohre entfernt, die die Durchgängigkeit beeinträchtigten (2024).
- Niedersachsen / Winsen: Im Projekt „Schwung für die Luhe“ haben wir zwei neue Priele gebaut und 8 reaktiviert (2019/20).
- Hamburg / Obergeorgswerder: Nördlich von Kreetsand haben zwei Priele angelegt (2017).
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Hamburg / Wittenbergener Elbwiesen: Durch Uferabflachung haben wir einen tidebeeinflussten Graben reaktiviert (2015).
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Schleswig-Holstein / Rhinplate: Deckwerksabsenkungen sollen dafür sorgen, dass sich Priele hier von selbst entwickeln können (Projektförderung WSA Elbe-Nordsee, 2015).
- Obere Tideelbe / Fischfauna: Wir ließen insgesamt 15 verschiedene Priele und Buchten - natürliche und künstlich angelegte - auf ihre Bedeutung für die Fischfauna untersuchen (2019).
Stand Oktober 2024
Bezug zum Integrierten Bewirtschaftungsplan für das Elbeästuar
A 4.4 HH/SH: Entwicklung/Reaktivierung von Prielsystemen