Chance für den Schierlings-Wasserfenchel

Schierlings-Wasserfenchel. Foto Johannes Arlt.

An die besonderen Bedingungen der Tideelbe perfekt angepasst, kommt der Schierlings-Wasserfenchel weltweit nur an den Ufern der Tideelbe vor. Wir tragen dazu bei, dass die Art erhalten bleibt.

Die mit weißen Dolden blühende Pflanze wächst im Süßwasserbereich der Tideelbe und ihrer tidebeeinflussten Nebenflüsse – insbesondere in lichten Auwäldern oder an strömungsberuhigten schlickigen Standorten. Durch die großen Veränderungen der Tideelbe (z.B. Fahrrinnenvertiefungen und Deichvorverlegungen) sind diese Standorte jedoch äußerst rar geworden. In den letzten Jahren wurden insgesamt nur noch 1000 bis 5000 Exemplare pro Jahr gezählt. Die Zahl der blühenden Pflanzen, die zum Erhalt der Art beitragen, ist sehr viel kleiner. Die Art ist vom Aussterben bedroht. Durch ein ganzes Bündel verschiedener Maßnahmen möchten wir dazu beitragen, das Überleben der Art, deren größte Vorkommen sich in und um Hamburg herum befinden, zu sichern.

 

1. Schutz von bestehenden Standorten

Z.B. im Landkreis Harburg: Bereits im Jahr 2013 haben wir in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Harburg eine Studie erarbeiten lassen, die mögliche Maßnahmen für den Schutz und die Entwicklung des Schierlings-Wasserfenchels vor Schaffraß aufzeigt. Wir haben auch die Umsetzung der Studie gefördert: Von 2015 - 2022 haben wir den Schutz der Standorte des Schierlings-Wasserfenchels durch geeignete Zäune finanziert.

  • Rötlich-gelbe Früchte des Schielingswasserfenchels
  • Die weißen Blüten des Schierlingswasserfenchels
  • Blühender Schierlingswasserfenchel


2. Finden möglicher neuer Standorte

Wir haben eine Studie vorgelegt, die Standorte, an denen Ansiedlungsmaßnahmen möglich sind, und Standorte, die zu möglichen Schierlings-Wasserfenchel-Lebensräumen entwickelt werden können, aufzeigt.

  • Der Schierlingswasserfenchel wird im Schatten einiger Bäume angesiedelt
  • Der erste Standort der Ansiedlungsmaßnahme erfordert eine schlickige und strömungsberuhigte Bucht
  • Der Schierlingswasserfenchel verwendet den Schilf als Stütze, um an das Sonnenlicht zu gelangen und sich auszubreiten

3. Entwicklung von neuen Standorten

Z.B. am Wrauster Bogen, bei Obergeorgswerder, in Kirchwerder: Hier haben wir Priele angelegt, die dem Schierlings-Wasserfenchel dauerhafte Standorte bieten sollen. An solchen Standorten haben wir Ansiedlungsversuche unternommen.

Wir arbeiten daran, im Finkenwerder Vorhafen und an der Flottbek ebenfalls neue Schierlings-Wasserfenchel-Standorte entstehen zu lassen.


4. Kultivierung der Art

Damit Maßnahmen, die dem Schierlings-Wasserfenchel einen Trittstein für das Überleben bieten sollen, erfolgreich sein können, braucht es in manchen Fällen Samen oder Pflanzen der seltenen Art, die aktiv in die Natur ausgebracht werden. Daher sammeln wir Samen und lassen sie fachgerecht vermehren. Die gezogenen Pflanzen oder die Samen der ersten Generation werden von uns oder anderen, geeigneten Projektträgern für Wiederansiedlungsmaßnahmen genutzt.

  • Mittels Samen wird die Kultivierung des Schierling-Wasserfenchels durchgeführt
  • Die Schierlingswasserfenchelkeime werden in einer Vermehrungskultur gezüchtet. Diese werden später in einen neuen Lebensraum eingepflanzt
  • Der Schierlingswasserfenchel wird in kleinen Töpfen gezüchtet. Dieser wird dann später in seinen neuen Lebensraum eingepflanzt

5. Ansiedlung des Schierlings-Wasserfenchels

Im Bereich der Tideelbe oder ihrer tidebeeinflussten Nebengewässer gibt es Standorte, an denen der Schierlings-Wasserfenchel schon jetzt vorkommen könnte. Darüber hinaus können neue, potenziell geeignete Standorte entwickelt werden. An solchen Standorten möchten wir den Schierlings-Wasserfenchel aktiv ansiedeln. In den Jahren 2016 - 2021 haben wir in den Landkreisen Harburg und Stade, dem Kreis Pinneberg und in Hamburg Ansiedlungsversuche unternommen. Hier finden Sie die Ergebnisse unserer Ansiedlungsmaßnahmen (Stand September 2022).

  • Die Schierlingswasserfenchel-Rosetten werden händisch in ihren neuen Lebensraum eingepflanzt
  • Die Schierlingswasserfenchel-Rosetten werden den Töpfen entnommen und in ihren neuen Lebensraum gepflanzt
  • Die Schierlingswasserfenchel-Rosetten werden händisch eingepflanzt

6. Erfahrungsaustausch 

2018 und 2021 luden wir Fachleute ein, um das vorhandene Wissen über den Schierlings-Wasserfenchel zu sammeln und zu teilen. Das Ergebnis: zwei Workshops voller informativer Vorträge und wertvoller Diskussionen zum Endemiten an der Tideelbe.

 

Möchten Sie mehr über den Schierlings-Wasserfenchel erfahren? Hier finden Sie unseren Projektflyer.

 

Stand Oktober 2023

 

Bezug zum Integrierten Bewirtschaftungsplan für das Elbeästuar (IBP)

Alle Maßnahmen konkretisieren die Ziele und Vorschläge des Maßnahmenschwerpunkts 5.2.2  „Schierlings-Wasserfenchel“ des IBP.